Wassermann und Mühlenbann
Folgt man dem Lauf des Rotbaches vom Seewehr abwärts, trifft man schnell wieder auf ein Wehr, das zu einer
Wassermühle gehört.
Diese Wassermühle, wurde im Jahr 1693 gegenüber dem Haus Hiesfeld, einer Wasserburg aus dem 13. Jahrhundert, errichtet.
Ein mächtiges mittelschlächtiges Wasserrad, welches in seiner Höhe bis an den Walm des Fachwerkhauses heran ragt,
trennte diese von dem erst später errichteten Backsteinbau. Dieser wurde als Wohngebäude für den Müller und als Hauptgebäude
für den Mühlenbetrieb genutzt.
Mächtige Landesfürsten verteilten über Jahrhunderte die Rechte zur Nutzung der natürlichen Wasserkräfte.
Auch hier an der "Paumühle", die zu "Haus Hiesfeld" gehörte, galt bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts der "Mühlenbann".
Er besagte, dass die Hiesfelder ihr Korn ausschließlich zur damaligen Dorfmühle, Der Dörnemannschen Mühle an der Sterkrader
Straße bringen durften.
Seit 1810 galt auch für die Mühlen das Prinzip "Konkurrenz belebt das Geschäft", denn zu dieser Zeit wurde von Napoleon das
Bannrecht aufgehoben. Der Betrieb der Mühlen war aber weiterhin abhängig vom Wasserstand in den Bächen und genau hier lag
das Problem des Rotbaches. In trockenen Sommern führte er kaum Wasser. Stauanlagen an den Mühlen sollten für Ausgleich sorgen,
denn dort konnten die Müller einen gewissen Wasservorrat horten. In Wirklichkeit gruben sie sich aber gegenseitig das Wasser ab.
Man kann nur hoffen, dass die "Wassermänner" des Lippeverbandes bei ihrer Wasserregulierung geschickter vorgehen.
Da Hiesfeld von dichten Wäldern umgeben war, wurden hier überwiegend Wassermühlen betrieben. Die 1822 erbaute Turmwindmühle
auf der Sterkrader Straße 212, im heutigen Zentrum von Hiesfeld ist die einzige Windmühle in der Stadt. Neben dem Kornmahlen
verlegte sich der Müller zunehmend auf das Mahlen von Lohe (Zerkleinern von Eichenrinde zur Gewinnung von Gerbsäure).
Dadurch erreichte er nicht nur eine bessere Auslastung der Mühle, die Lohmüllerei brachte auch ständig Bargeld, während
beim Kornmahlen die Bauern häufig in Naturalien wie Getreide, Mehl, Kohlen, Fleisch oder Stroh bezahlten. In den 1920er
Jahren wurde die Windmühle unrentabel.
1976 gründete sich der Förderverein "Windmühle Hiesfeld" e.V., der sich um die Restaurierung und den Erhalt der Mühle bemühte.
1979 bezog man auch die Wassermühle in die Betreuung des Vereins mit ein. Sie wurde in vielen Stunden ehrenamtlicher Arbeit
wieder hergestellt und zum Mühlenmuseum umgebaut, das 1991 eröffnet werden konnte.

Heute beherbergt das Museum nicht nur ein Schau-Mahlwerk und die entsprechenden Gerätschaften, die früher in einer Mühle
vorhanden waren, sondern verfügt über mehrere Ausstellungsräume, in denen etwa 50 Modelle der verschiedensten Mühlentypen
aus aller Welt vorgestellt werden.
Diese beiden gut restaurierten Mühlen sind natürlich Landmarken in Dinslaken. Was mir als Neudinslakener, der ich vor
ca. 30 Jahren hierher gezogen bin, aber weit mehr auffiel waren die Kreisverkehre. Einer befindet sich in der Nähe der
Wassermühle. Heute sind sie in Deutschland, zur Verflüssigung des Verkehrs überall in Mode, aber Damals waren sie seltener.
Aber die Dinslakener hatten welche und können, im Gegensatz zu Anderen auch damit umgehen.
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