Wasser, Walzer, Eisenhammer
Es war nur eine Frage der Zeit, bis Dinslaken von der Industrialisierung erfasst wurde.
Schließlich bot es günstige Voraussetzungen zur Ansiedlung von Industriebetrieben: ausreichend Raum, genügend Arbeitskräfte
und große Kohlelagerstätten. August Thyssen (1842-1926) wusste diese Vorteile für sich zu nutzen und gründete hier 1897 ein
Walzwerk und wenige Jahre später ein Bergwerk.
Für die Dinslakener, die in der Stadt oder auf den umliegenden Höfen keine Arbeit gefunden hatten und deshalb früher
nach Hamborn, Essen oder Mülheim fahren mussten, bedeutete das Thyssen-Werk eine spürbare Erleichterung. Die langen
Fahrzeiten entfielen, und die Arbeit wurde besser bezahlt als in der Landwirtschaft. Zwar waren die täglichen Arbeitszeiten
noch nicht mit den heutigen zu vergleichen, aber ein Tag auf dem Bauernhof war damals deutlich länger als im Walzwerk.
Die Stadt gewann eine neue steuerliche Erwerbsquelle, Handwerk und Handel profitierten von der gesteigerten Kaufkraft
alteingesessener und neu zugezogener Arbeiter.
Da aber nur größere Walzprodukte hergestellt wurden, plante Thyssen die Gründung eines Feineisenwalzwerkes,
um sein Produktionsprogramm zu vervollständigen. In Bruckhausen fehlte es an Raum, deshalb wählte er Dinslaken
als Standort, wo die Gewerkschaft Deutscher Kaiser bereits größeren Grundbesitz besaß. Das Dinslakener Walzwerk
sollte zunächst die Halbfabrikate des Bruckhausener Stahlwerks zu Stahlflaschen, Walzdraht und ähnlichen Produkten
weiterverarbeiten.
Noch während des Zweiten Weltkrieges war das Werk einer der wichtigsten Industriebetriebe in Dinslaken, aber Zerstörung
durch Bomben der Alliierten und die Demontage nach Kriegsende führten dazu, dass das Dinslakener Werk nicht mehr in der
alten Weise betrieben werden konnte. Nach 1945 bestanden nur noch einzelne Betriebseinheiten fort.
Allerdings nutzten anschließend andere Industrie- oder auch Freizeitbetriebe die freigewordenen Grundstücke.
Es gibt z.B. eine Bauschutt-Recycel-Anlage, eine große Kartbahn mußte irgendwelchen Bestimmungen weichen. Wo bis zur Mitte
des vergangenen Jahrhunderts Stahl gepresst und gestanzt wurde, sind heute Musik-Fabrik und Kulturkantine beheimatet.
Das ganze Jahr über gibt es Konzerte, Lesungen und am Wochenende Diskothek.
Mittendurch fließt der Rotbach. Zuerst unterquert er die Hauptbahnstrecke "Oberhausen-Emmerich". Damit ist ein Folgen
des Rotbaches auf dem Begleitweg unterbunden. Dann verschwindet er unter der Erde und sieht nur sehr wenig vom Himmel
über sich.

Radler und Wanderer auf dem Rotbachweg finden es sehr bedauerlich, dass sie den Rotbach nicht weiter
begleiten können und einen Umweg über Straßen in Kauf nehmen müssen. Aber anders gesehen ist dieses Stück Rotbach nicht
sehr attraktiv und die von den Machern der "Rotbachroute" angekündigten Maßnahmen zur Erschließung sind nie ernsthaft erwogen
worden.
Jenseits der Thyssenstraße zeigt sich unser Rotbach wieder. Zwar ist er hier schnurgrade kanalisiert, wird aber von einer
stattlichen Pappelgarde eskortiert. Nun strebt er, begleitet von einer Fahrradstraße dem Stadtzentrum zu.
|